Helma Katrin Alter: Gleiche Chancen für alle, 1999.

vorgestellt von Laura

Bibliographische Angaben

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Die Fakten zum Buch:

Klappentext

Die Autorin geht völlig andere Wege als wir es gewohnt sind, wenn wir uns mit dem Thema Transidentität auseinander setzen. Von den Medien und der Bevölkerung wird das Wort Transsexualität verwendet, das von Medizinern und Juristen eingeführt wurde.

Durch einen kulturellen und sozialpolitischen Denkansatz versucht die Autorin zunächst klar zu machen, dass Transidentität nichts besonderes wäre, wenn sie nicht immer wieder aus der exotischen oder leidvollen Perspektive betrachtet würde. Viele ihrer Gedanken und Lösungsansätze lassen sich auch auf eine große Zahl anderer Probleme übertragen, mit denen sich viele Menschen in ihrem Leben herumschlagen müssen.

Sehr deutlich arbeitet sie heraus, dass Gesetzgebung und Medizin, auch Psychotherapie, nur flankierende Maßnahmen sind. Sie bringen weder die Lösung der Probleme, noch steht ihnen die Entscheidungskompetenz zu wem geholfen werden darf und wem nicht. Die Autorin legt die Verantwortung, ein lebenswertes Leben führen zu können, eindeutig in die Hände der Transidenten selbst, im Zusammenleben mit allen Menschen dieser Gesellschaft.

Kommentar

Mir scheint es, als will dieses Buch zwei Bücher auf einmal sein. Da ist auf der einen Seite ein Ratgeber, der sehr viele wertvolle Informationen in erster Linie für Betroffene enthält, die sich so nicht aus Webseiten zusammensuchen lassen. Auf der anderen Seite stellt das Buch den Versuch da, über das Verhältnis von Transsexualität bzw. Transidentität und Gesellschaft nachzudenken. Das ist eine ehrenwerte Absicht, doch diesem Anspruch kann der Text nicht immer gerecht werden, die Autorin ist mit einer klaren Reflexion, naja, gelegentlich überfordert. Oder verstellt nur der Sprachstil den Zugang zu den Erkenntnissen der Autorin? Diesem nämlich mangelt es gerade in den Nicht-Ratgeber-Teilen des Buches an Klarheit. Auch Kommasetzung und Typographie lassen zuweilen zu wünschen übrig und erschweren der interessierten Leserin respektive dem interessierten Leser das Lesen.

So fällt es mir schwer, das Buch zu empfehlen. Der Ratgeberteil ist hilfreich, mit dem Rest kann ich mich nicht anfreunden. Den herausgelösten Ratgeber in einer auf den aktuellen Stand gebrachten und redigierten Fassung würde ich mir wünschen, dann wäre eine Lücke im derzeitgen Transgender-Literaturangebot geschlossen.

Inhaltsverzeichnis (Auszug)

  1. In eigener Sache
    • Wer bin ich?
    • Warum ein Sachbuch und keine Biographie?
    • Was es zu sagen gibt
    • Aufbau und Inhalt
  2. Erziehung, Moral und Gesellschaft
    • Vorbemerkungen
    • Gesellschaftlicher Hintergrund
    • Moralischer Hintergrund
    • Erziehung und Mensch
    • Zusammenfassung der allgemeinen Aussagen
    • Transidenten, natürlicher Teil unserer Gesellschaft
    • Transidenten und »Helfer«
  3. Das Machbare
    • Ein Wort an Transidenten
    • Die soziale Integration
    • Rechtliche Möglichkeiten
    • Medizinische Möglichkeiten
    • Hinweise auf aktuelle Informationen
  4. Psychologische Begleitung und Behandlung
    • Analyse, Begleitung, Therapie – Grundsätzliches
    • Identität und Identitätsentwicklung
    • Entwicklungsmodelle
    • Psychologie - Leistbares und Grenzen
    • Transidentität - Probleme der Diagnose
    • Zusammenfassung
  5. Eltern und Kinder
    • Rückblick
    • Erwartungen und Ängste von Eltern
    • Abschnitte der Erziehung
    • Begegnung mit den Experten
    • Empfehlungen an die Eltern
    • Auftrag an Wissenschaft, Politik und gesellschaftliche Institutionen
  6. Spielregeln
    • Probleme der begrifflichen Verwirrung
    • Arzt und Krankenkasse
    • Sachverständiger und Gericht
  7. Standards of Care
    • Heilungsphantasien, für wen?
    • Standards der Begutachtung und Diagnose von Transidenten
    • Standards der psychotherapeutischen Begleitung
    • Standards der Indikation somatischer Behandlungen
    • Standards der somatischen Behandlung
    • Standards der sozialen Integration
  8. Anhang
    • Gesetze und Grundsatzurteile
    • Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland
    • Personenstandsgesetz
    • Freiwillige Gerichtsbarkeit (FGG) – Rechtspflegegesetz (RPflG) – Kostenordnung (KostO)
    • Gesetz über die Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit
    • Rechtspflegegesetz
    • Gesetz über die Kosten in Angelegenheiten der freiwilligen Gerichtsbarkeit (Kostenordnung)
    • Zivilprozeßordnung
  9. Grundsatzurteile
    • Vollzug der Personenstandsänderung nach § 8 TSG
    • Im Namen des Volkes
    • Leitsätze aus Grundsatzurteilen
  10. Literaturhinweise und Quellen
    • Einrichtungen der Transidenten- und Intersexuellenbetreuung

Weiterführende Informationen


Seite angelegt am 06.03.2005, zuletzt geändert am 23.11.2006.